ANDORRA

 

Max Frisch

(c) 2017 Oliver Berg

»Andri, du bist der einzige hier, der die Wahrheit nicht zu fürchten braucht …«



In Andorra ist man stolz auf sein Land mit den weiß gemalten Hauswänden. Hier ist alles ein wenig besser als andernorts und man weiß auch um die Unterschiede. Man weiß, wie sich ein Jude verhält und dass er besser mit Geld als mit Holz umgehen kann. Andri glaubt, er sei Jude, und verliebt sich in Barblin, von der er nicht weiß, dass sie seine Halbschwester ist. Als Andorra von den Schwarzen, einem übermächtigen, rassistischen Staat, bedroht wird, schlagen die alltäglichen Ressentiments in Gewalt um. Andris Vater will seinen Sohn vor der Verfolgung retten, indem er ihm seine wahre Herkunft offenbart. Nicht nur die Liebe zu Barblin ist für Andri plötzlich unmöglich, er kann auch seine Identität als Jude nicht mehr aufgeben. Als die Schwarzen Andorra besetzen, ist die Katastrophe greifbar. Doch niemand schreitet ein, alle sehen tatenlos zu …

 

PRESSESTIMMEN


"Soll man diese Zeitlosigkeit der Diskriminierung betonen, die Frisch 1961 verständlicherweise am Antisemitismus festmachte? Oder soll man auf ähnliche Ausgrenzungen Bezug nehmen – die dann unweigerlich den thematischen Kern beschädigen würden? Ein Dilemma, das auch die Inszenierung von Laura Linnenbaum (erstmals am Theater Münster) nicht auflöst. Sie punktet jedoch mit ästhetischer Stringenz und pendelt überzeugend zwischen Kälte und Sarkasmus. Diese Kälte ist in der weißen Fassade Andorras bereits angelegt."
Westfälische Nachrichten, 27.12.2017

"Linnenbaum lässt die Andorraner im Handlungsverlauf nie das Wort "Jud", das sie eingangs im Dramentext gezählt haben, aussprechen. Das tut schließlich nur der vermeintliche Jude Andri (Garry Fischmann), kurz bevor er getötet wird. Die Inszenierung entlarvt so das antisemitische Sprechen der Gegenwart, das durch Verschweigen von vermeintlich diskreditierten Begriffen versucht, sich nicht angreifbar zu machen.
"
Nachtkritik, 23.12. 2017

Theater Münster

ANDORRA

Max Frisch


Premiere: 22.Dezember 2017
Regie: Laura Linnenbaum
Bühne und Kostüm: David Gonter
Musik: Lothar Müller

Dramaturgie: Barbara Bily

Mit: Regine Andratschke, Claudia Hübschmann, Natalja Joselewitsch; Frank-Peter Dettmann, Garry Fischmann, Ilja Harjes, Gerhard Mohr, Jonas Riemer, Christoph Rinke, Christian Bo Salle und Bálint Tóth

GALERIE

(c) 2017 Oliver Berg