EIN SOMMERNACHTSTRAUM
William Shakespeare (Deutsch von Frank Günther)
(c) 2018 N. Klinger
»Sei wie zu deinem Hund, verjag mich, schlag mich, vergiss mich, tritt mich, nur erlaube mir, Unwürdig, wie ich bin, dir nachzulaufen.«
Hermia liebt Lysander und Lysander liebt Hermia, aber ihr Vater möchte sie mit Demetrius verheiraten. Die bedrohten Liebenden fliehen in den Wald vor Athen; ein zweites Paar, von Anfang an
überzeugt, niemals zusammenzufinden, folgt ihnen: Helena, die Demetrius liebt, der aber seinen Anspruch auf Hermia geltend machen will. Das Begehren aller vier wechselt in zerstörerischer
Schnelligkeit immer wieder seine Richtung; die geliebte Person wird abstoßend, das Ungeliebte zum Ideal. Oberon und sein Gehilfe Puck bringen ein Liebeszaubermittel ins Spiel, das die Gefühle bis
zum Wahnsinn steigert und zu Identitätszweifeln führt.
So ist die Sommernacht kein Paradies der wahren Liebe, in der Vernunft und Moral durch Leidenschaft und Begehren ersetzt werden, sondern
vielmehr eine Hölle, die die vier jungen Menschen sich selbst geschaffen haben. Doch selbst die Götter dieser Welt, Titania und Oberon, sind in dieser Hölle gefangen, in der die Jahreszeiten
umgekehrt werden und in der Götter menschliche Konflikte austragen. Jeder Protagonist wird dem anderen zum Ungeheuer, die Menschlichkeit wird abgelegt und Bestien treten hervor. Doch endet der
Traum, wenn der Tag anbricht, und können Ordnung und Zivilisation den Paaren Heilung bringen? Denn die Verwandlungskraft der Liebe scheint zu gewaltig, um sie kontrollieren zu können und bringt
auch zweifelhafte Wandlungen hervor …
»Dieser Mut zur Drastik, zur Hysterie macht Linnenbaums "Sommernachtstraum" so stark. Indem sie alles Schräge und Skurrile darin so intensiv auskostet, macht
die Regisseurin deutlich, was für ein wunderbar-überdrehtes Stück dieser rauf und runter gespielte Klassiker noch immer ist. Mit ihrer auf den ersten Blick unklassischen Inszenierung des Stücks,
vom britischen Nationaldichter ursprünglich für eine Adelshochzeit verfasst, dürfte Linnenbaum dessen Kern wohl deutlich näher kommen als jede bedacht "werktreue"
Fassung.«
Nachtkritik, 18.03.2018
„Der »Sommernachtstraum«, den Laura Linnenbaum jetzt für das Kasseler Staatstheater inszeniert hat, zeigt, wie aktuell das x-mal gezeigte Shakespeare-Stück gelesen werden kann. […]
Das Abgleiten verhindern zum einen das feine Gespür Linnenbaums und der Schauspieler für die intensiven Momente, für zauberhafte Bilder und Metaphern. […] Insgesamt entsteht eine hohe
Spielenergie, die in einer rauschhaften Nacht im Wald gipfelt – und so manchen Traum an die Liebe mit lautem Knallen platzen lässt. Minutenlanger, begeisterter Applaus.“
HNA, 19.03.
2018
William Shakespeare
Premiere: 17.März 2018
Regie: Laura Linnenbaum
Bühne: Daniel Roskamp
Kostüm: Ulrike Obermüller
Musik: Christoph Iacono
Dramaturgie: Annabelle Leschke
Mit: Pauline Kästner , Eva-Maria Keller, Maria Munkert/Alexandra Lukas, Rahel Weiss; Marius Bistritzky, Matthias Fuchs/Enrique Keil, Bernd
Hölscher, Konstantin Marsch, Lukas Umlauft, Artur Spannagel, Uwe Steinbruch und Jürgen Wink
Sowie ein Kind der Statisterie des Staatstheaters Kassel
GALERIE
(c) 2018 N. Klinge/ U. Obermüller