(c) Birgit Hupfeld

Unser Blick auf die Vergangenheit ist geprägt von unserer Haltung zur Gegenwart. Um den aktuellen Flüchtlingsbewegungen eine universelle überepochale Erzählung von Flucht entgegenzusetzen, sich den Erinnerungen, wie sie im Augenblick der Gefahr aufblitzen, zu öffnen und dem Konformismus von Geschichtsschreibung zu entgehen sind in der Audioinstallation »Gib deine Stimme« Geschichten, Erzählungen, Märchen, Gedichte, Erinnerungen, Träume, Berichte und Hoffnungen archiviert, die darauf warten, gehört zu werden. Über Monate hinweg wurden Erzählungen gesammelt von Geflüchteten aus Frankfurt, Deutschland, Europa, von heute und früher, aus dem 20. und 21. Jahrhundert, von Opfern und Tätern, von hier und jetzt.

In der Audioinstallation werden Passanten in vier Telefonzellen auf dem Willy-Brandt-Platz einen Monat lang dazu aufgefordert, eine fremde Geschichte zu ihrer eigenen zu machen, die eigene Stimme zu nutzen, um sie hörbar zu machen und letztlich – um all die verschiedenen Geschichten miteinander in Verbindung zu stellen. In den Telefonzellen befinden sich Aufnahmegeräte, die die von Ihnen eingelesenen Geschichten speichern und weitertragen. Treten Sie ein. Wählen Sie eine Geschichte. Werden Sie gehört.

PRESSESTIMMEN

"Die Ton-Installation von Regisseurin Laura Linnenbaum fasst in gewisser Weise zusammen, was an den vier Tagen in den Räumen des Frankfurter Sprechtheaters zu erleben war: eine ganz neue Unübersichtlichkeit. Die Welt ist in Aufruhr, die Dinge sind in Bewegung, und plötzlich sind wir mittendrin. Die Texte zur Lage in einzelnen Kriegs- und Bürgerkriegsländern, zur Situation der Flüchtlinge in Europa, zur Aufnahmebereitschaft und Abwehr der eigenen Bevölkerung sind Fragmente einer Weltunordnung, deren Ausmaß in den vergangenen Monaten in aller Deutlichkeit auch hierzulande ins öffentliche Bewusstsein drang."

Michael Hierholzer, FAZ, 18.01.2016

„Auch wer die Telefonzelle nicht selbst betritt - an den Ansagen aus den Lautsprechern zumindest kommen Passanten am Johannisplatz nicht vorbe. EIn bisschen wird man also gezwungen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“

Christian Meyer, Freie Presse Chemnitz, 18.10.2016