SIEBEN GEISTER (UA)

 

Sören Hornung

(c) 2018 Dieter Wuschanski

Oma ist tot, es ist der Tag ihrer Beerdigung, Zeit, schmutzige Wäsche zu waschen. Als Omas Lieblingssohn Frank eintrifft, provoziert er offen seine Schwester Elise und legt sich mit dem dementen Onkel Wolfgang an. Elise hatte zuletzt die Mutter voller Selbstaufgabe gepflegt, Frank als Werbefilmer notwendiges Geld beigesteuert, Onkel Wolfgang sich in die Ferne verdrückt und Franziska, Franks Tochter, sich leidlich mit Drogen über Wasser gehalten. Geredet wurde kaum, das quasselnde Schweigen der ständige Begleiter der Familie, die ganze Verbogenheit ihres Lebens unter der Decke gehalten von Oma, dieser starken Frau. Doch viel wäre zu erzählen gewesen: von der Besetzung Deutschlands durch die Russen, vom Aufbau der DDR und ihrer notwendigen Grenze, von Franks Freundin Bettina, die ums Leben kam, von Onkel Wolfgangs Unschuld und Oma Ursulas mitleidloser Härte.

 

Sören Hornungs neues Stück „Sieben Geister“ spannt anhand dreier Generationen einen Bogen von 1945 bis heute. Es erzählt aus der Perspektive einer Familie vom Erbe sprachloser Geschichte, vom haltlosen Leben ohne Erfahrung. Erst die Enkelgeneration revoltiert, zunächst mit Selbstzerstörung, dann mit der konkreten Frage nach der Ursache der familiären Aggressivität und Lethargie. Und sie holt die Leichen aus dem Keller, stellt vehement die Altvorderen in Frage. 

 

 

 

PRESSESTIMMEN


"Laura Linnenbaum hat die Metapher des Märchens dehnbar und somit rätselhaft gelassen. Indem sie auf weitere Motive und schulmeisterliche Deutlichkeit verzichtet, rettet sie "Sieben Geister" auch vor dem symbolischen Riesenfingerzeig. Stärker sind die poetischen Szenen, die sie mit einfachen Requisiten schafft, zum Beispiel wenn sie in Franziskas Monolog Kartoffeln über die Bühne kullern lässt, als seien sie vorbeieilende Passanten oder Regentropfen, die die Straße hinab geschwemmt werden. "
Nachtkritik, 11.05.2018

"Sie wollten sich nicht erinnern. Aber Vergessen ist kein Feinwaschmittel. Laura Linnenbaum und ein ausdruckstarkes Ensemble haben Sören Hornungs Stück „Sieben Geister“ bei der Uraufführung am Freitagabend im ausverkauften Ostflügel des Chemnitzer Schauspielhauses zu einem starken Plädoyer dafür gemacht, wie mensch alles kaputt machen und im Dreck landen kann, wenn er seine und der anderen Gefühle nicht in gemeinsame Erfahrungen und Ziele ummünzen kann. […] Starkes Stück. Preiswürdige Inszenierung"
Förderverein Chemnitz, 12.05.2018

"Frank muss sich erinnern, wie er als Kind beim Spielen mit seiner Freundin Bettina zu nahe an die DDR-Grenzanlagen gerät. Auf die Kinder wird geschossen, Bettina wird tödlich getroffen. 
Regisseurin Laura Linnenbaum inszeniert gerade diese erschütternde Szene mit Wucht. "
Freie Presse, Mai 2018

Die Theater Chemnitz

SIEBEN GEISTER (UA)

Sören Hornung


Premiere: 11.Mai 2018
Regie: Laura Linnenbaum
Bühne und Kostüm: Valentin Baumeister
Musik und Komposition: Justus Wilcken

Dramaturgie: René Schmidt

Mit: Magda Decker, Ulrike Euen, Christine Gabsch; Horst Damm und Christian Ruth

GALERIE

(c) 2018 Dieter Wuschanski