HOMOHALAL (UA)

 

Ibrahim Amir

(c) 2017 David Baltzer

2017 ist das Thema Flucht und Asyl aus den Medien kaum noch wegzudenken. Im Dezember 2012, drei Jahre bevor Millionen Menschen den Weg über das Mittelmeer nach Europa suchten, besetzten Asylsuchende aus dem Mittleren Osten die Wiener Votivkirche, um auf ihre prekäre Lebenssituation in Österreich aufmerksam zu machen. Es entbrannte eine heiße Debatte in den Medien, Parteien, und private Initiativen von Links und Rechts schalteten sich ein. Die „Schutzflehenden“ wurden einerseits idealisiert, andererseits kriminalisiert. Der aus Syrien stammende und in Wien lebende Autor Ibrahim Amir arbeitete zwei Jahr lang in Workshops mit Geflüchteten und Aktivist_innen zusammen und führte zahlreiche Gespräche mit den verschiedenen Beteiligten. Das aus diesen Recherchen entstandene Stück ist eine schonungslose Abrechnung mit Klischees und Vorurteilen, eine bitterböse Komödie über zwischenmenschliche und kulturelle Konflikte. Doch darf man, gerade heute, über so ein brisantes Thema im Theater lachen? „Wir sind nicht frei von Fehlern und nicht frei von Phobien und Ressentiments. Darüber muss man auch auf der Bühne sprechen dürfen“, so der Autor Ibrahim Amir, der bereits mit seinem Erstlingswerk, der Ehrenmordkomödie „Habe die Ehre“, in mehreren europäischen Ländern für Furore sorgte. Nach der heftig diskutierten Absage der geplanten Uraufführung in Wien 2016 wird das Stück nun in einer auf Dresden umgeschriebenen Fassung auf die Bühne kommen. „Die Konflikte, die es in Wien gibt, gibt es genauso in Dresden und überall sonst.“ Zeit, uns ihnen zu stellen.

 

PRESSESTIMMEN

 „Absolutes Highlight in diesem Marathon der starken Stücke: ,Homohalal‘ von Ibrahim Amir – in Wien vom Volkstheater nicht zur Uraufführung gebracht, aber für Dresden mit Regisseurin Laura Linnenbaum zum Stück der Saison umgearbeitet.“
Deutsche Bühne, 26.07.2017

„Eine Mischung aus bitterem Ernst und selbstironischer Heiterkeit, äußerst intensiv und präzise geprobt. […] Die Inszenierung hätte verdient, über die Interimsspielzeit und den Werdegang der meisten Schauspieler hinaus in die im Herbst beginnende Spielzeit unter Intendant Joachim Element übernommen zu werden.“
Michael Bartsch, Theater der Zeit, Mai 2017


„Homohalal war eine der besten Inszenierungen der vergangen Theatersaison. […] Provokant, zum Schreien komisch und großartig besetzt“
Kritikersieg der Sächsischen Zeitung, 07.07.2017

„Ibrahim Amir teilt nach allen Seiten aus. Seine Textvorlage war bei Laura Linnenbaum in besten Händen. Ein intensiv und genau geprobtes Stück. Eine Sternstunde dieser ambitionierten Interimsspielzeit am Staatsschauspiel.“

Michael Bartsch, Dresdner Neueste Nachrichten, 01.04.2017

„Eine knallscharfe Komödie. Ein extrem kluges und freches Stück jenseits von allen Urteilen. Eine große Tat, dass die Dresdner sich das an Land gezogen haben, und es für Dresden bearbeitet haben.“
Michael Laages, MDR Kultur, 31.03.2017

„Dieser Abend ist nicht nur durch filmische Mittel, körperliches Spiel und flottes Tempo eine ästhetisch perfekte Arbeit. ‚Homohalal‘ ist vor allem ein bissiger Beitrag zur Flüchtlingsfrage. Und ein mutiges Knallbonbon für das polarisierte Dresden.“
Sebastian Thiele, Sächsische Zeitung, 01.04.2017

 Originelle Regieeinfälle verleihen der eigentlich schwergewichtigen Bühnendebatte zusätzliche Leichtfüßigkeit. ‚Homohalal‘ entkrampft mit Humor die aktuelle multiethnische Debatte, ohne sie zu entschärfen.
Klappe zu, Affe tot, möchte man am Schluss ausrufen, wenn Bühnenschräge und der sich senkende Plafond von Valentin Baumeister Personen und Worte erdrücken. Eine Mischung aus bitterem Ernst und selbstironischer Heiterkeit, äußerst intensiv und präzise geprobt. In cleverer und dankenswerter Weise hat das Dresdner Staatsschauspiel nach dem Wiener Flop zugegriffen.“
Michael Bartsch, Theater der Zeit, Mai 2017


„Das Staatsschauspiel Dresden bringt Ibrahim Amirs Migrationskomödie ‚Homohalal‘ auf die Bühne und zeigt, dass Theater dann am besten ist, wenn es sich nicht um politische Korrektheit schert. Das Publikum amüsiert sich prächtig. Amir beherrscht die Regeln der Migrations- und Integrationskomödie: je böser, desto besser.“
Mounia Meiborg, Süddeutsche Zeitung, 01.04.2017

„Da passiert eine unglaublich geschickt und trickreich geschrieben Komödie.“
Michael Laages, Deutschlandradio Kultur, Fazit, 01.04.2017

 

Linnenbaum stachelt ihr Ensemble zur Höchstleistung an. Allesamt spüren sie hellwach und diszipliniert den grotesken Überspitzungen, Körperhaltungen und Pointen nach. [...]
Das ist die große Stärke des Abends. Er bietet keine Lösung an und lässt sich auch keine klare Haltung zur so genannten Flüchtlingskrise entlocken. Amir und Linnenbaum knallen uns Argumente und ihre Dekonstruktion um die Ohren, zeigen, dass alles nicht so einfach ist, wie uns die Ideologen von Rechts und Links erzählen wollen. Eine ungemein wertvolle Botschaft haben sie allerdings doch: Lachen hilft.
Nachtkritik zum Gastspiel Heidelberger Stückemarkt, 22.04.2018


„Beerdigung eines Ex-Aktivisten. Ein fulminanter, zugleich ernsthafter wie komödiantischer Beginn einer bösen Komödie! Ibrahim Amir hat eine Komödie geschrieben, die Politisches und Privates souverän ineinander montiert. Nicht alles wird erklärt, aber manches wird deutlich. Und die Schauspieler werfen sich mit komödiantischer Lust und heftigem Körperspiel in ihre Rollen. Das Publikum war von der Inszenierung begeistert und jubelte lange.“
Hartmut Krug, nachtkritik.de, 31.03.2017

„Darf man überhaupt über Flüchtlinge, Integration und Willkommenskultur lachen? Absolut! Zumindest in ‚Homohalal‘, der bitterbösen Komödie Autors Ibrahim Amir. Glücklicherweise hat das Staatsschauspiel Amirs Flüchtlingskomödie nach Dresden geholt. Regisseurin Laura Linnenbaum inszeniert effektiv. Vom begeisterten Publikum gab es dafür viel Beifall und Jubel.“
Heiko Nemitz, Dresdner Morgenpost, 01.04.2017

„Die Komödie von Ibrahim, wurde für Dresden umgeschrieben, im Kleinen Haus uraufgeführt und erweist sich als begeistert aufgenommenes Theaterstück mit viel bissigem schwarzen Humor und getroffenen Pointen über Flucht, Begegnung und Zusammenleben.
Ibrahim Amir schafft bewusst einen klischeehaften Typenkatalog, den er aber rechtzeitig wieder fallen lässt, wenn die Rollen im Laufe des Stückes sich selbst ins richtige Licht rücken und ihren wahren Charakter offenbaren. Diese Anti-Helden und ihre lauten Auseinandersetzungen machen das Stück so ehrlich und intensiv. Es führt dem Zuschauer vor, dass es keinen einfachen Schlussstrich für ein gesellschaftliches Miteinander gibt, sondern dass ein andauernder Diskurs mit seinen Mitmenschen notwendig ist.“
Jenny Mehlhorn, DRESDNER Kulturmagazin, Mai 2017

Staatschauspiel Dresden

HOMOHALAL (UA)

Ibrahim Amir


Premiere: 30.März 2017
Regie: Laura Linnenbaum
Bühne: Valentin Baumeister
Kostüm: David Gonter

Video: Jonas Englert
Dramaturgie: Michael Isenberg

Mit: Annedore Bauer, Anna-Katharina Muck und Elzemarieke de Vos;
Holger Bülow, Thomas Kitsche, Valentin Kleinschmidt, Matthias Luckey, Rouni Mustafa und Thomas Schumacher

GALERIE

(c) 2017 David Baltzer/ Klaus Gigga

 


Nominierung als Regisseurin des Jahres und Nachwuchsregisseurin des Jahres 2017
in der Theater Heute