DIE UNVERHEIRATETE

 

Ewald Palmetshofer

(c) 2016 N.Klinger und M.Sturm

»Abhau’n.« Sagt der Soldat in den letzten Tagen des Tausendjährigen Reiches. Eine Frau lauscht auf dem Postamt. Und denunziert. Wenig später hängt der Junge am Baum. Kriegsende.

Stückbeginn. 70 Jahre später. Eine Tochter findet die greise Mutter nackt auf dem Boden und liefert sie in eine Klinik ein. Der Schlag, der die Alte traf, hat die Schleier der Vergangenheit zerrissen. Sie war es, die den Deserteur verriet. Und sie hat dafür bezahlt: für die Tat und dafür, dass sie sich weigerte, der »eignen Neugier Neigung Niedertracht … abzuschwören« – denn sie habe die Desertionsabsicht deutlich vernommen! Zwölf Jahre Gefängnis, danach der Paria Mönchsdorfs, verachtet, verstoßen, sie und ihre Sippe. Die Tochter hasst sie dafür, für ihr eigenes erbärmliches Leben. Die Enkelin, zu Besuch, ruft die Geister an, zerrt die alten Geschichten ans Licht. Hundsmäulige Weiber manifestieren sich als Protokollantinnen, Krankenschwestern, Wärterinnen, umkreisen die drei Generationen, die drei Frauen, die eine Schuld, die sie alle verseucht.

 

PRESSESTIMMEN

"Mit Eva-Maria Keller, Christina Weiser und Caroline Dietrich verfügt «die unverheiratete» in Kassel über ein starkes Trio im Zentrum. [...] das Spiel bleibt immer dicht und voller Kraft, hundert Minuten lang; und wer in der immer
wieder auftauchenden kleinen Melodie Brechts «Legende vom toten Soldaten» entdeckt, hat noch ein bisschen mehr davon."
Michael, Laages, Theater heute, 01.03.2017

 

„[...] halb Rachegöttinnen, halb Chor wie im antiken Drama, in ihren knallbunten Girlie- Manga-Dirndl-Kostümen kommentieren und (konter)karikieren sie in hoher Sprache das Verhältnis der drei Frauen. [...] So quirlig überdreht, wie die drei Hundsmäuligen agieren, so ernsthaft-natürlich treten die Hauptpersonen auf. Eva-Maria Keller [...], Christina Weiser [...]  und Caroline Dietrich [...] sind ein perfektes Trio in dieser viel Konzentration abverlangenden und (dadurch) sehr sehenswerten Inszenierung des erst zwei Jahre alten Stück des Österreichers.

Johannes Mundry, Johannes Mundry, HNA, 17.12.2016

"Ein Mikrofon hängt von der Decke, ein Telefon wird malträtiert. Kreuzförmig angeordnet sind in der Mitte Podeste, die als Krankenlager dienen, als Gefängnispritsche und als Tresen mit Zapfhahn. Viel Symbolik, die die Rätselhaftigkeit des Textes aufgreift. Ein schwergewichtiger Theaterabend mit starken Frauen.

"
Peter Krüger-Lenz , Göttinger Tageblatt, 17.12.2016


 

 

Staatstheater Kassel

DIE UNVERHEIRATETE

Ewald Palmetshofer


Premiere: 15.Dezember 2016
Regie: Laura Linnenbaum
Bühne und Kostüm: Daniel Roskamp
Dramaturgie: Annabelle Leschke

Mit: Caroline Dietrich, Sabrina Ceesay, Eva-Maria Keller, Alina Rank, Christina Weiser und Rahel Weiss